Zu beachten bei R717
GEFAHR
Lebensgefahr bei Kältemittelaustritt!
Ammoniak (R717) ist giftig und führt in höherer Konzentration zu Verätzungen der Haut, der Schleimhäute und der Augen sowie zu Lähmung und Erstickung!
In flüssiger Form kann es bei Hautkontakt Erfrierungen bewirken!
Bei Arbeiten an der Anlage: Persönliche Schutzausrüstung tragen!
Maschinen- bzw. Gefährdungsraum entsprechend EN378-3, 5.17 ausstatten!
- ab 50 kg Kältemittelfüllung Gaswarnanlage installieren!
- ab 500 kg Kältemittelfüllung zusätzliche Maßnahmen treffen, um in allen angeschlossenen Wasser- oder Flüssigkeitskreisläufen eventuelle Ammoniakverunreinigungen festzustellen!
Da Ammoniak (R717) leichter als Luft ist, muss die verunreinigte Luft unter der Decke abgesaugt und die Zuluft über dem Fußboden zugeführt werden.
Bei Kälteanlagen mit R717 (Ammoniak) gibt es einige wichtige Unterschiede zu beachten, die v.a. auf die speziellen Eigenschaften von R717 zurückzuführen sind. Für das Rohrnetz gilt u.a.:
- Kältemittelleitungen, Wärmeübertrager und Armaturen in Stahl oder Edelstahl (ggf. auch Aluminium) ausführen.
- Rohre und Armaturen brauchen eine Prüfbescheinigung nach DIN EN10204/3.1.
- Beständige Kunststoffe bzw. Elastomere verwenden.
- Rohrleitungen, Kältemittelpumpen und Regelkomponenten werden relativ klein dimensioniert.
- Hochwertige Wellenabdichtungen, Dichtungen und Stopfbuchsen verwenden.
- Automatische Entlüftungseinrichtung installieren.
- Kurze, gut isolierte Sauggasleitungen verwenden (für geringe Druckverluste).
- Sauggasleitungen mit Steigung und oberhalb der Verdichter führen – nicht unterhalb wie bei anderen Kältemitteln üblich.
- Wegen der hohen elektrischen Leitfähigkeit besondere Anforderungen an elektrische Bauteile innerhalb des Kältekreislaufs (z.B. Spaltrohrpumpen) beachten.
- Weil R717 in den meisten Ölen unlöslich ist, spezielle Öle verwenden.
- Wärmeübertrager und Expansionsorgane an Massenstrom- und Volumenverhältnisse anpassen. Wärmeübertrager für kleine Temperaturdifferenzen (niedriges Druckverhältnis) und geringe Sauggasüberhitzung auslegen.
- Vorzugsweise Wärmeübertrager in überfluteter oder gepumpter Bauart ausführen.
- Bei überfluteten Verdampfern hocheffiziente Ölabscheider einsetzen und Ölrückführung aus der Anlage (automatisch oder bei regelmäßiger Wartung auch manuell) sicherstellen.
- Bei Kompaktanlagen mit trockenen oder teilüberfluteten Verdampfern gut fließfähige Öle einsetzen, ggf. mit speziellen Ölabscheide- und Rückführvorrichtungen.
Bei Anlagen mit trockenem Verdampfer ergeben sich höchste Anforderungen an die Kältemittelverteilung, v.a. bei stark unterkühlter Flüssigkeit (z.B. 2-stufig, Economiserbetrieb). - Geeignete Schutzmaßnahmen gegen Nassbetrieb und Flüssigkeitsschläge treffen (Flüssigkeitsabscheider und Expansionsorgane mit stabilem Regelverhalten verwenden).
Ammoniak (R717) ist stark hygroskopisch!
Sorgfältig arbeiten und Eindringen von Wasser und/oder Luftfeuchtigkeit in die Anlage unbedingt vermeiden!
Ein hoher Wassergehalt in Ammoniakanlagen verschiebt die Verdampfungstemperatur und reduziert die Anlageneffizienz, v. a. bei Tiefkühlanwendungen!
Wasser kann zudem nur sehr aufwendig mit sog. Systemreinigern oder durch Erneuerung der Kältemittelfüllung entfernt werden!
- Beim Ablassen von R717 in Wasser, Rückschlagventil verwenden.
- Zu öffnende Anlagenbereiche zuerst mit trockenem Stickstoff spülen.
- Kondensatbildung vermeiden! Kalte Bauteile warm werden lassen.
- Vor der (erneuten) Inbetriebnahme sorgfältig evakuieren.
- Durch die besonderen Bedingungen bei Kompaktanlagen bestehen hohe Anforderungen an die Trockenheit (R717 mit max. 400 ppm Wassergehalt verwenden)!
Für ausführliche Informationen zum Einsatz von R717:
- AT-640: Einsatz von Ammoniak (R717) mit Bitzer Verdichtern